Laufen gegen Krebs

2011 erhielt Dr. Sandra Otto die Diagnose Brustkrebs, kurz nach ihrem 34. Geburtstag. Binnen weniger Sekunden gerät die Welt der lebensfrohen jungen Frau aus den Fugen. Das Gefühl der Hilflosigkeit überkommt sie – plötzlich muss sie sich mit dem Tod auseinandersetzen. 

Doch Sandra Otto hadert nicht lange mit ihrem Schicksal. Schnell wird ihr bewusst, dass sie ihr Leben nicht von der Krankheit bestimmen lassen möchte. „Irgendwann habe ich gedacht: So kann es nicht weitergehen. Auch wenn keiner weiß, wie lange mein Leben noch geht. Ich muss etwas finden, was mich jeden Tag aufstehen lässt. Da habe ich auf meine Konstante Sport zurückgegriffen“, erinnert sie sich. An ihrer Leidenschaft zu laufen hält sie auch nach der Operation und während der Chemotherapie fest, gleichwohl Körper und Immunsystem von dem Kampf gegen die Krankheit geschwächt sind. Warum sie zusätzlich zu den Strapazen der Chemotherapie noch die sportliche Belastung auf sich nimmt, haben viele nicht verstanden. „Laufen und Sport im Allgemeinen hat mein Leben schon immer begleitet. Vor der Krebserkrankung war es eher ein Hobby. Während der Krankheit ist es für mich zu einer mentalen Kraftquelle geworden, ein Grund, jeden Tag aufzustehen, ein Grund, zu leben und trotz Krebserkrankung sagen zu können: Ich bestimme mein Leben und nicht die Krankheit“, erklärt die 39-Jährige.

Wie das Laufen ihr geholfen hat, die Krankheit und auch das 2013 diagnostizierte Rezidiv zu überstehen und neuen Lebensmut zu tanken, beschreibt Sandra Otto auch ausführlich in ihrem Buch „Laufen mit, trotz, gegen Brustkrebs: Wie ich um mein Leben renne“, das im Februar 2017 als E-Book erschien. Die Idee zum Buch kam ihr bereits 2012 im Urlaub, als sie das Buch der Triathletin Ruth Heidrich („Der Lauf meines Lebens“) liest, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankte. 2016 wurden die Planungen schließlich konkret. „Mit dem Buch möchte ich zum einen Betroffenen, aber auch Ärzten die Bedenken vor der sportlichen Ertüchtigung während einer Krebserkrankung nehmen. Laufen oder Sport im Allgemeinen hat viele positive Effekte, die den Heilungsverlauf unterstützen, das lässt sich auch wissenschaftlich belegen. Zum anderen möchte ich Betroffenen eine Unterstützung an die Hand geben, die mir persönlich damals gefehlt hat. Was kann man machen, wie weit kann man gehen und was sollte man beachten“, erklärt sie die Intention hinter ihrem Werk.

Die zweite wichtige Stütze neben dem Laufen war und ist für Sandra Otto der Haus Leben e. V. in Leipzig. Seit 2006 betreut der Verein mit seinen Häusern in Leipzig und Delitzsch Krebspatienten und deren Angehörige vor, während und nach der Erkrankung. Das psychoonkologische Angebot reicht von Vorträgen, Ernährungsberatung, Gesprächsgruppen und psychoonkologischer Beratung über Sportangebote bis hin zu Kosmetikseminaren. Auch Sandra Otto hat sich nach dem Bekanntwerden ihrer Krebserkrankung an das Haus Leben Leipzig gewendet. Im Erfahrungsaustausch mit Betroffenen konnte sie die Diagnose auf- und verarbeiten. „Das Haus Leben Leipzig ist ein zentraler Anker in meinem Leben geworden. Hier habe ich Halt und Unterstützung gefunden, kann mich austauschen. Die Angebote nutze ich auch jetzt noch regelmäßig, so bin ich zum Beispiel Teil einer Gesprächsrunde, höre mir Vorträge an, nehme an verschiedenen Kursen teil“, erklärt sie. Nicht zuletzt wird so auch das private Umfeld der Markkleebergerin entlastet, wie sie erklärt. Und genau aus diesem Grund unterstützt sie das Angebot des Vereins, indem sie einen Teil des Verkaufserlöses aus ihrem Buch spendet. „Pro verkauftem Buch geht ein Euro an das Haus Leben“, erklärt Sandra Otto.