Das Epstein-Barr-Virus ist wohl den wenigsten Menschen ein Begriff. Gleichwohl sich über 90 Prozent im Laufe ihres Lebens mit eben diesem Virus infizieren. Sehr viel bekannter ist hingegen das durch das Virus verursachte Pfeiffersche Drüsenfieber – im Volksmund auch Kusskrankheit genannt. Denn das Epstein-Barr-Virus wird über Tröpfcheninfektion, also Speichel, übertragen.
Betroffen sind Kinder und Jugendliche gleichermaßen. Jedoch mit einem Unterschied: Bei Kleinkindern verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber vergleichsweise harmlos, bleibt bisweilen sogar unentdeckt. Kinder im Schulalter, Jugendliche und Erwachsene leiden hingegen meist über mehrere Wochen unter schweren Symptomen. „Infektiöse Mononukleose, wie das Pfeiffersche Drüsenfieber medizinisch genannt wird, beginnt mit allgemeinen Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit und Halsschmerzen. Hinzu kommen Fieber und geschwollene Lymphknoten im Hals- und Nackenbereich. Im weiteren Verlauf werden häufig auch die Mandeln von einem charakteristischen weißen Belag befallen und es kommt zu starken Beschwerden beim Schlucken. Aufgrund dieser unspezifischen Symptome ist eine einwandfreie Diagnose nicht möglich. Häufig wird zunächst von einem grippalen Infekt ausgegangen“, erklärt Professor Dr. Michael Borte, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum St. Georg.
Leiden die jungen Patienten jedoch nach dem ersten Arztbesuch weiterhin unter anhaltend hohem Fieber, sollten Eltern sich nicht scheuen, erneut einen Mediziner aufzusuchen. Häufig gesellen sich auch noch eine Leber- und Milzvergrößerung zu den Symptomen dazu. Es kann dann sogar die Gefahr einer Milzruptur geben. „Die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus geht mit einer auffälligen Erhöhung der Lymphozytenzahl, zelluläre Bestandteile der weißen Blutkörperchen, einher. Für die eindeutige Diagnose von Pfeifferschem Drüsenfieber ist also immer eine Blutuntersuchung notwendig, die auch den serologischen Nachweis der Epstein-Barr-Virus-Infektion einschließt“, weiß der Experte.
Doch auch wenn dann Gewissheit herrscht, bleibt nur eins: Ausharren. Denn Pfeiffersches Drüsenfieber kann nicht medikamentös behandelt werden. Wenn überhaupt, besteht nur die Möglichkeit einer symptomatischen Therapie, um beispielsweise das Fieber zu senken. „Wichtig sind Bettruhe und ausreichende Flüssigkeitszufuhr“, rät Professor Borte. Den Nachwuchs sollten die Eltern dennoch gut im Auge behalten, warnt der Mediziner: „Wenn sich der Allgemeinzustand jedoch massiv verschlechtert, das Kind nicht trinkt, blass und schläfrig wird, dann sollte man sich unbedingt in ein Krankenhaus begeben. Dort wird die Flüssigkeitszufuhr gegebenenfalls über einen Tropf gewährleistet, um eine Dehydrierung zu vermeiden.“