Abgesehen von ihrer charakteristischen Form wissen die meisten Menschen recht wenig über die Nieren. Dabei erfüllen die circa zehn Zentimeter langen und paarig angelegten Organe eine Vielzahl von lebenswichtigen Aufgaben für den menschlichen Organismus.
Unsere Nieren leisten täglich Schwerstarbeit. Als körpereigenes Filtersystem säubern sie das Blut. Bis zu 300 Mal täglich filtern sie die gesamte Blutmenge, in Summe rund 1.800 Liter, was 20 gefüllten Badewannen entspricht. Überschüssiges Wasser, Salze und andere giftige Stoffwechselprodukte werden so entfernt. Als Endprodukt dieses Filtervorgangs bleibt der Harn zurück, der gemeinsam mit gefilterten Giftstoffen ausgeschieden wird. Die Nieren regulieren zudem den Elektrolyt-, den Säure-Basen- und den Wasserhaushalt des Körpers und damit letztlich auch den Blutdruck. Neben blutdrucksteigernden Hormonen entsteht in der Niere außerdem aktiviertes Vitamin D, das den Knochenstoffwechsel anregt. Ein weiteres Nierenhormon ist das Blutbildungshormon Erythropoetin.
„Störungen der Nierenfunktion gehören zu den zahlenmäßig am stärksten zunehmenden Gesundheitsproblemen (bis zu 50 Prozent der Bevölkerung sind betroffen) und beeinflussen eine Vielzahl von Vorgängen im Körper. Die Prävention sowie die frühzeitige Behandlung im Krankheitsfall sind deswegen enorm wichtig“, betont Professor Dr. Joachim Beige.
Der Experte leitet das Interdisziplinäre Nierenzentrum am Leipziger Klinikum St. Georg sowie die Abteilung für Nephrologie, die 2012 als eine der ersten Nephrologischen Schwerpunktkliniken der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zertifiziert wurde, 2015 ergänzt als zertifiziertes Zentrum für Bluthochdruck. Vor allem Patienten, die unter Diabetes oder Bluthochdruck leiden, sind anfälliger für Schäden an der Niere, weil erhöhte Blutzucker- oder Blutdruckwerte zu entzündlichen Prozessen und Ablagerungen in den Gefäßwänden führen. Durch diese zunehmende Gefäßverkalkung wird der für die Filterfunktion notwendige Blutfluss immer weiter behindert. Die Symptome einer Nierenschädigung sind jedoch recht unspezifisch, spät auftretend und werden häufig verkannt. Zu den Anzeichen zählen beispielsweise ein Anstieg des Blutdrucks, Wassereinlagerungen, rascher Gewichtsanstieg, Verfärbungen des Urins, aber auch Atemnot, schnelles Ermüden, Blässe, Juckreiz, Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Verwirrtheit. Zur Verhinderung dieser Prozesse verfügt die Abteilung über alle üblichen nephrologischen Therapieverfahren und als Besonderheit über eine äußerst wirksame Methode zur Regulation des schweren Bluthochdrucks (sogenannter Hochdruckschrittmacher, siehe www.sanktgeorg.de/nephrologie). Zudem geht die Abteilung für Nephrologie Ursachen der Nierensteinbildung und häufiger Harnwegsinfekte auf den Grund, betreut Organtransplantierte und Patienten mit Stoffwechselstörungen. Nicht zuletzt wird die Diagnose seltener und unklarer Erkrankungen gewährleistet.
„Wird die Nierenschädigung nicht frühzeitig diagnostiziert, kommt es irgendwann zu einer terminalen Niereninsuffizienz, also einem vollständigen Versagen der Nieren. Um die lebenswichtige Filterfunktion weiterhin gewährleisten zu können, gibt es dann nur noch zwei Optionen: Dialyse oder Organtransplantation“, erklärt Professor Beige. Letzteres ist in jedem Fall die bevorzugte Option, jedoch übersteigt die Zahl der Nierenerkrankten in Deutschland bei Weitem die Zahl der vorhandenen Spendernieren, bis zu acht Jahre müssen Betroffene auf ein geeignetes Organ warten. Die künstliche Blutwäsche per Dialyse ist deswegen für viele leider unumgänglich.
Wie funktioniert die Dialyse?
Die künstliche Blutreinigung kann entweder mit Hilfe des eigenen Bauchfells oder maschinell erfolgen. Dabei wird Blut entnommen und über eine Membran gefiltert. Das gereinigte Blut wird dem Körper anschließend wieder zugeführt. Dies erfolgt meist in einem Dialysezentrum. Die ebenfalls gut verträgliche Peritonealdialyse kann der Patient nach einer Schulung selbst zu Hause durchführen.Wie lange dauert eine Dialyse?
Das ist abhängig von Größe und Gewicht des Betroffenen. In der Regel werden Erkrankte bei der Hämodialyse dreimal pro Woche für je vier bis fünf Stunden an das Dialysegerät angeschlossen. Bei der Peritonealdialyse wird der Beutel alle vier Stunden gewechselt. Eine Nachtdialyse dauert bis zu neun Stunden.Welche Dialyse-Form ist die beste?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Patient und Arzt wägen gemeinsam ab, welche Art der Dialyse am geeignetsten ist. Ein ganzheitliches Nierenersatzprogramm sollte als wichtiges Ziel die Teilhabe der Betroffenen am sozialen und beruflichen Leben beinhalten.