Deutschlands Droge Nummer eins ist der Alkohol. Etwa 1,3 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig, belegt der Drogen- und Suchtbericht 2013 der Bundesregierung. Nur zehn Prozent der Betroffenen beginnen eine Therapie. Dabei gelingt es mit Unterstützung leichter, den Kreislauf der Sucht zu unterbrechen. Im Zentrum für Drogenhilfe des Klinikums St. Georg, zu dem fünf Suchtberatungs- und -behandlungsstellen (SBB) gehören, finden Suchtkranke und -gefährdete professionelle Hilfe.
Hier hat auch Anja Weber Unterstützung erhalten, die bereits als Teenager mit dem Missbrauch begann. Die damals schüchterne und zurückhaltende Jugendliche erkannte schnell, wie der Alkohol sie unter Freunden lockerer machte. „Mit 17 habe ich den Bierkonsum schon bewusst eingesetzt, um entspannter und gesprächiger zu werden“, erinnert sich Anja Weber. Mietschulden und die Vernachlässigung der Ausbildung waren die Folge. Zwar schaffte es die gebürtige Neustrelitzerin aus eigenen Kräften, anderthalb Jahre trocken zu bleiben, aber der Rückfall 2002 war umso heftiger. „Aus zwei, drei alkoholfreien Bierchen wurden im Laufe der Jahre harte Getränke wie Wein und Schnaps“, betont Anja Weber. „Schließlich habe ich alles genommen, was ich kriegen konnte.“ So wuchs der Schuldenberg weiter an.
Als die Polizei dann 2007 vor der Tür stand, musste die heute 33-Jährige handeln. Statt Gefängnisstrafe wählte sie Sozialstunden, die sie im Leipziger SBB „Regenbogen“ ableisten wollte. Allerdings trank sie weiter. Cornelia Wala, Leiterin vom SBB „Regenbogen“, konnte sie schließlich zu einer stationären Therapie motivieren. In der Behandlung lernte Anja Weber nicht nur, das Problem zu erkennen, sondern vor allem, dass ihr eigenes Verhalten der Grund dafür ist. Dank der Therapie wurde ihr Problembewusstsein geschärft und so konnte sie ihr Verhalten dauerhaft ändern. Seit sechs Jahren ist Anja Weber jetzt trocken. Ihre Erfahrungen gibt sie im Begegnungszentrum der Selbsthilfe weiter, damit auch andere Betroffene einen Weg aus dem Teufelskreis finden.
Zusätzlich engagiert sie sich im Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ als Referentin. Das Projekt richtet sich an Schüler, die für das Thema sensibilisiert werden sollen. „Der Prozess der Abhängigkeit verläuft schleichend, viele Jungen und Mädchen konsumieren im Jugendalter bereits unreflektiert größere Mengen Alkohol“, erklärt Cornelia Wala. „Leipziger Schulen nutzen regelmäßig mit ihren 7. und 8. Klassen das Präventionsangebot und wir setzen dabei bewusst auf die Kompetenz der Betroffenen, denn emotionale Geschichten bleiben bei den Jugendlichen besser hängen.“