Previous Page  12-13 / 28 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 12-13 / 28 Next Page
Page Background

Bei über der Hälfte der uns vorgestellten

Patienten finden wir Möglichkeiten, den

Blutdruck auch anders einzustellen.

Wie hoch sollten die Werte sein?

Ein Blutdruck von 120/80 mmHg ist nor-

mal. Optimal sind niedrigere Werte. Lie-

gen die Werte etwas drüber, kommt es

zuerst darauf an, eine gesunde Lebens-

weise zu erreichen.

Warum ist der Bluthochdruck gefährlich?

Der Hochdruck greift das Herz, die Nie-

ren, das Gehirn und die Gefäße am Au-

genhintergrund an. Nicht selten kommt

es zur Vergrößerung des Herzens, zu Ge-

fäßverkalkungen, zu einer Nierenfunkti-

onsstörung oder zum Schlaganfall. Das

Problem ist, dass der erhöhte Blutdruck

lange Zeit unentdeckt bleibt, weil er

anfangs keine Beschwerden verursacht.

Erfolgt schließlich die Diagnose, liegen

häufig die beschriebenen Organschäden

vor, die dann für uns ein zusätzliches Ar-

gument für die Spezialtherapie sind.

Wie viele Patienten behandeln Sie jähr-

lich?

Erstdiagnose und Betreuung bei Hyper-

tonie erfolgen in der Regel beim Haus-

arzt. Er stellt die Medikation ein und kon-

trolliert regelmäßig den Blutdruck. Lässt

sich der Hochdruck allerdings nicht sen-

ken, kommen die Patienten zu uns. Rund

200 schwer einstellbare Hypertoniker

stellen sich pro Jahr im Nierenzentrum

am St. Georg vor. Im Vordergrund steht

dann die Ursachenforschung.

Welche Formen unterscheiden Mediziner?

In den wenigsten Fällen – nur bei fünf

Prozent – steckt eine identifizierbare

Erkrankung hinter dem Bluthochdruck.

Dann spricht man von sekundären Hoch-

druckformen. Bei 95 Prozent der Blut-

hochdruckpatienten ist dagegen kein

spezieller Auslöser zu finden – primäre

oder „essenzielle“ Hypertonie. Zuerst

geht es darum, seine Lebenseinstellung

zu ändern, also sich mehr zu bewegen,

gesünder zu essen und Stress durch

Entspannung auszugleichen. Auch Rau-

chen, übermäßiger Alkoholkonsum und

zu hoher Salzverbrauch gehören zu den

Risikofaktoren und sollten vermieden

werden. Fruchtet das nicht, folgen me-

dikamentöse und eben spezielle appara-

tive Therapien.

Was sind die Ursachen für die sekundären

Formen der Hypertonie?

Am häufigsten sind nächtliche Atemaus-

setzer, die allerdings mit der richtigen

Therapie – nächtliche Überdruckbeat-

mung mit Maske – behandelt werden

können. Nicht selten ist eine sekundäre

Hypertonie hormonell bedingt. Dabei

übersehen Hausärzte manchmal den

Hyperaldosteronismus. Bei dieser Über-

funktion der Nebennierenrinde wird

vermehrt Aldosteron produziert. Das

Hormon steuert den Blutdruck. Behan-

delt wird die Erkrankung medikamen-

tös oder durch die operative Entfernung

der Nebennierenrinde. Seltener tritt das

Phäochromozytom auf. Dabei handelt

es sich um einen Tumor im Nebennie-

renmark, der Stresshormone produziert,

die zu Bluthochdruckattacken führen.

Dieser muss vollständig operativ entfernt

werden. Auch Hochdruck, der auf einer

Erkrankung des Nierengewebes oder der

Nierengefäße beruht, zählt zur sekundä-

ren Hypertonie. Das ist zum Beispiel bei

einer Nierenarterienverengung der Fall.

Bluthochdruck –

wenn der Druck

in den Gefäßen

zu hoch ist

Bis zu 35 Millionen Menschen in Deutsch-

land leiden unter Bluthochdruck (Hyper-

tonie). Davon sind etwa zehn Prozent

schwere Hypertoniker, allein in Leipzig

gehen die Mediziner von rund 2.500 Be-

troffenen aus. Professor Dr. Joachim Bei-

ge erklärt, welche Ursachen es gibt und

wie Bluthochdruck behandelt wird.

Herr Professor Beige, als erstes Kranken-

haus in den neuen Bundesländern hat das

Klinikum St. Georg 2012 einen Bluthoch-

druckschrittmacher eingesetzt. Wie funk-

tioniert das kleine Gerät?

Die Gefäßchirurgen unseres Klinikums

platzieren den Schrittmacher in einem

kleinen chirurgischen Eingriff unter dem

Schlüsselbein und verbinden diesen mit

einer Elektrode an den Halsschlagadern.

Das Gerät sendet elektrische Signale an

Nervenzellen, die dort den Blutdruck

„messen“. Diese sogenannten Barorezep-

toren signalisieren unter dem Einfluss

der Stimulation dem Gehirn, dass der

Blutdruck zu hoch ist. So reguliert der

Kö r pe r von s i ch aus den Dr uc k he -

runter. Das Ergebnis ist beeindruckend.

Der Schrittmacher senkt den Blutdruck

um 50 bis 80 mmHg. In den vergangenen

drei Jahren haben wir das Gerät bei 40

Personen eingesetzt, um den Blutdruck

bei schwer einstellbarer Hypertonie zu

behandeln.

Warum setzen Sie das Verfahren so

zögerlich ein?

Wir gehen mit dem teuren und operati-

ven System verantwortungsbewusst um.

Für die Behandlung kommen lediglich

Patienten infrage, die einen Blutdruck

von deutlich über 140/90 mmHg haben

und mindestens drei verschiedene blut-

drucksenkende Mittel gleichzeitig ein-

nehmen. In den meisten Fällen haben

die Betroffenen bereits mehrere Medika-

mente erhalten und trotzdem haben sich

die Werte nicht normalisiert. Zudem wird

der Schrittmacher nur eingesetzt, wenn

keine andere behebbare Ursache für die

erhöhten Blutdruckwerte zu finden ist.

PROFESSOR

DR. JOACHIM

BEIGE

im Interview

Das Problem ist, dass der

erhöhte Blutdruck lange

Zeit unentdeckt bleibt,

weil er anfangs keine

Beschwerden verursacht.

Prof. Dr. JoachimBeige

Chefarzt

Abteilung Nephrologie der Klinik für

Infektiologie |Tropenmedizin |

Nephrologie | Rheumatologie

Delitzscher Str. 141 | 04129 Leipzig

Telefon:

0341 909-2613

Ihr Ansprechpartner

im Klinikum St. Georg

12

Medizin